Während Gruselspiele wie Outlast und Alien: Isolation ganz auf die Angst vor lebendig inszenierten Kreaturen setzen, tritt Decay: The Mare einen Schritt zurück. Das Adventure des schwedischen Entwicklers Shining Gate dreht sich zwar auch um eine Flucht, die verfallene Anstalt wird aber ähnlich wie in den Oldies Myst und The 7th Guest mit Standbildern und eingestreuten Animationen inszeniert. Kann derartiger Minimalismus auch heute noch genügend Spannung erzeugen?
Spaziergang ins Ungewisse
Bei Decay: The Mare handelt es sich bereits um das zweite Gruselspiel der Schweden, welches diesmal von Daedalic auf Steam angeboten und als Disc-Fassung in den Handel gebracht wurde. Den Vorgänger Decay habe ich zwar nicht gespielt, Vorkenntnisse sind aber nicht nötig, denn The Mare bietet eine in sich abgeschlossene Geschichte. In der Rolle von Sam finde ich mich in einer seltsam verfallenen Einrichtung wieder. Statt mich mit einem Intro oder auf andere Weise auf das Szenario vorzubereiten, schmeißen mich die Entwickler einfach ins kalte Wasser, so dass ich die Umgebung und den Grund meiner Anwesenheit selbst erforschen muss. Aus der Steam-Beschreibung weiß ich bereits, dass der Protagonist sich in eine Entzugsklinik begeben hat, um endlich sein massives Drogen-Problem sowie die damit verbundenen Depressionen in den Griff zu bekommen. Doch bei einem derart verfallenen Gebäude kann es sich doch kaum um eine normale Klinik handeln, oder? Zumal ich zwischen den Trümmern immer wieder auf beunruhigende Schmierereien treffe. Auch fiese Halluzinationen von blutüberströmten Menschen und surrealen Wesen wie einer sprechenden Mischung aus Lunge und Tasche sind an der Tagesordnung. Träume ich nur? Mein Nachbar im verschlossenen Zimmer nebenan scheint ebenfalls unter massiven Schlafproblemen zu leiden.
Die Umgebung wird aus der Ego-Perspektive in Standbildern erforscht. Hotspots lassen sich nicht anzeigen, in den schlicht designten Kulissen übersieht man aber nur selten etwas.
Mysteriöse Alptraum-Gemäuer
Manchmal löse ich auch in der Nahansicht Schiebepuzzles, wie bei Professor Layton oder Tormentum. Der Großteil der meist einsteigerfreundlichen Rätsel ist aber wie in einem klassischen Adventure mit der Umgebung und dem überschaubaren Inventar verknüpft. Besonders clevere Kopfnüsse gibt es zwar kaum, trotzdem passen die Rätsel gut zum Entdeckungstrip, auf dem sich mir immer neue Lüftungsschächte, Tunnels und Durchgänge eröffnen. Auch Experimente mit einer übernatürlichen Uhr helfen mir weiter. Durch Gespräche mit einem eingesperrten Leidensgenossen und verstreuten Zeitungs-Schnipseln über ein Familien-Drama bekomme ich mit der Zeit auch eine Ahnung, wer oder was hinter dem makabren Schauspiel stecken könnte. Da das Adventure nur wenige Stunden kurz ist, will ich aber nicht zu viel vorwegnehmen.
Wer oder was ist das?
Scheibchentaktik
Die behutsame Erzählweise hat trotzdem meine Neugier geweckt. Nur sehr langsam füttern mich die Entwickler mit kleinen Informationshäppchen über die Hintergründe der Geschichte, die im letzten der drei Kapitel auf gelungene Weise aufgeklärt wird; inklusive alternativer Enden. Auch der ruhige Soundteppich erzeugt ein angemessen unheilvolles Gefühl. Auf Sams Hintergründe hätten die Entwickler allerdings ruhig etwas näher eingehen können, damit man sich besser mit ihm identifizieren und mitfiebern kann.
Auf ausgelagerten Puzzle-Bildschirmen wie diesem und in der Umgebung finden sich immer wieder optional sammelbare Münzen.
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